Der demografische Wandel macht auch vor der Schweiz nicht halt. Die alternde Bevölkerung wächst und mit ihr der Anteil an Menschen, die pflegebedürftig werden und in einer professionellen Einrichtung versorgt werden müssen. In allen Kantonen gibt es eine Vielzahl von Pflegeheimen, deren Bewohnerzahl stetig wächst. Der Umzug in ein Pflegeheim will dabei gut durchdacht sein und stellt Gesellschaft, Politik und Bevölkerung regelmässig vor zahlreiche Fragen und Herausforderungen. Nachfolgend werden die wichtigsten Fragen zum Thema dargestellt.
Zahl der Pflegeheime und Pflegebedürftigen
In der Schweiz gibt es zurzeit 1563 Pflegeheime, in denen rund 137000 Beschäftige arbeiten. Auf das gesamte Land bezogen leben rund 164000 Pflegebedürftige in einem Heim leben. Für Personen ab dem 65. Lebensjahr liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einem Pflegeheim bei etwa drei Jahren. Die Pflegeheime in der Schweiz teilen sich auf nach öffentlicher, privat subventionierter und privater Trägerschaft.
Umzug ins Pflegeheim und anfallende Kosten
Die Entscheidung über das Leben in einem Pflege- oder Altersheim obliegt den Betroffenen und ihren Angehörigen. Grundsätzlich gilt, dass ein Leben im Seniorenheim bei abnehmender persönlicher körperlicher Autonomie und mangelnder Möglichkeit zur Betreuung durch die Angehörigen sinnvoll sein kann. Neben komplexen Leiden wie Demenz oder Alzheimer, die eine Intensivpflege notwendig machen, kann auch eine erhöhte Sturzgefahr in den eigenen vier Wänden, mangelnde Barrierefreiheit und die Unmöglichkeit, sich ausreichen selbst versorgen zu können, den Ausschlag für einen Umzug ins Altersheim geben.
Ein wichtiger Entscheidungsfaktor beim Umzug in ein Pflegeheim sind die anfallenden Kosten. Hierbei gilt grundsätzlich, dass diese sich von Heim zu Heim unterscheiden. Im Durchschnitt betragen die Kosten jedoch circa 9000 Franken pro Monat. Von diesen gehen die grössten Teile in die Pension und KVG-Pflegeleistungen (also krankenkassengedeckte Leistungen), gefolgt von der Betreuung und den übrigen Kosten für die Betreiber. Die Kosten für die Pflegeheime werden von den Kantonen, den Krankenkassen und den Bedürftigen selbst bezahlt. Rund zwei Drittel der anfallenden Heimkosten müssen die Bewohner selbst bezahlen, die zumeist durch die eigene Rente sowie bestehendes Vermögen gedeckt werden.
Probleme und Herausforderungen im Bereich der Pflege
Wenngleich die Pflegesituation in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern regelmässig gut abschneidet, liegen auch hier verschiedene Probleme und Mängel vor. Die beiden grössten Knackpunkte sind der Personal- und Zeitmangel in vielen Pflegeeinrichtungen. In den Schweizer Pflegeheimen wird der Anteil an Fachpersonal gegenüber Hilfskräften zurzeit als noch nicht ausreichend angesehen. Durch die Anwerbung von ausländischem Pflegefachpersonal wird dieser Mangel zwar teils kompensiert. Aufgrund der demografischen Situation gehen Schätzungen jedoch davon aus, dass der Bedarf an Pflegefachkräften und Pflegeheimen in den nächsten Jahre noch weiter steigen wird. Ein weiteres Problem liegt in dem vergleichsweise hohen Anteil an Berufsaussteigern, die sich aufgrund von Stress und unzureichender Bezahlung gegen den Pflegeberuf entscheiden und die Branche wechseln. Angesichts der Entwicklungen im demografischen Sektor und der kommenden Pflegebedürftigkeit einer Generation versucht die Schweizer Politik, den Anteil ausgebildeter Pflegefachkräfte zu erhöhen. Neben den personellen Herausforderungen sind auch die vergleichsweise hohen Kosten, die Pflegebedürftige und Angehörige für einen Platz im Pflegeheim aufbringen müssen, ein Problem. Insbesondere für Menschen mit niedrigen Einkommen übersteigen die Kosten für ein Pflegeheim regelmässig das eigene Renteneinkommen, aufgrund dessen das eigene Vermögen oder in schwerwiegenden Fällen auch das Verkaufen des Eigenheims in die Deckung der Pflegekosten einbezogen werden.
Aktuelle Probleme im Rahmen der Corona-Krise
Wie in ganz Europa hat die Corona-Krise auch die Pflegeheime in der Schweiz vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. In der Schweiz sind bisher mehrere hundert Verstorbene im Zusammenhang mit Covid-19 in Pflegeheimen gemeldet worden. Zu Beginn der Krise wurden zum Schutz der Bewohner Besuche stark eingeschränkt oder gänzlich verboten. Dies hat allerdings vielerorts zu Vereinsamung und Isolation von Pflegebedürftigen geführt und deren Situation negativ verändert. Aus diesem Grund werden in den Pflegeeinrichtungen verschiedene Schutzkonzepte erprobt, zu denen Schnelltests für das Pflegepersonal und die Besucher sowie das Tragen von Atemschutzmasken zählen. Auch durch den krankheitsbedingten Ausfall von Pflegern, die an Covid-19 oder anderem erkrankt sind, ist es im Rahmen der Pandemie zu Personalausfällen gekommen, durch die sich der Stress für Bewohner und Fachkräfte erhöht hat. Wenngleich mittlerweile die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen haben, bleibt die Erkrankung ein Risikofaktor in den Einrichtungen.